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Mal ehrlich: Müssten Sie nicht auch ein bisschen überlegen, wie man das Wort Algorithmus buchstabiert? Das ging uns anfangs genauso. Und bestimmt kennen Sie einige Menschen, die Algorithmen gegenüber insgesamt kritisch eingestellt sind. Dabei nutzen sie wahrscheinlich selbst schon Algorithmen, ohne das zu ahnen.
Um der Sache auf den Grund zu gehen, hat Kai mit Anna Lena Schiller darüber gesprochen, was ein Algorithmus eigentlich ist, wo er überall drinsteckt, ob er toll, egal oder eine Bedrohung ist. Anna Lena Schiller arbeitet für die gemeinnützige Organisation Algorithmwatch. Deren Ziel ist es, Systeme automatisierter Entscheidungsfindung (ADM) und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft zu beobachten und zu analysieren. Anna Lena Schiller ist dort für das Projekt "Unding" zuständig, bei dem man melden kann, wenn man durch automatisierte Entscheidungen benachteiligt wurde.
Das ganze Interview kannst du im Podcast anhören.
Algorithmen sind im Grunde nichts anderes als Anleitungen. Etwa wie ein Kochrezept, in dem beschrieben wird, welche Zutaten in welcher Reihenfolge wie verarbeitet werden sollen. Und in ihrer Anwendung sind Algorithmen eigentlich auch nur Werkzeuge. So wie ein Hammer: Den Hammer kann man nutzen, um einen Nagel in die Wand zu schlagen. Oder um eine Scheibe zu zerstören. Ein Algorithmus ist also erstmal weder gut noch schlecht – aber sein Einsatz kann gut oder schlecht für uns sein.
Algorithmen stecken in unzähligen Anwendungen, die wir im Alltag nutzen und die enorm hilfreich sind: Suchmaschinen ordnen unseren Fragen die bestmöglichen Antworten zu. Online-Jobbörsen suchen Jobangebote, die zu unseren Profilen passen. Navigationssoftware findet den schnellsten weg von A nach B - und kann dabei sogar die aktuelle Verkehrssituation berücksichtigen. Musikvorschläge und Kaufempfehlungen werden unserem Geschmack und unserer Auswahl angepasst.
Algorithmen können aber auch im Hintergrund wirken und uns Steine in den Weg legen: Etwa, wenn uns die Bankberaterin einen Kredit oder der Mobilfunkanbieter einen Handyvertrag verwehrt, weil ein Algorithmus uns aufgrund falscher Informationen für nicht kreditwürdig erklärt hat. Oder wenn Geschlecht oder Hautfarbe dazu führen, dass man bei Jobangeboten aussortiert wird.
Das Essen ist immer nur so gut oder schlecht wie die Zutaten, die man verwendet hat, und die Beschreibung, wie man das Gericht zubereitet. Wer sich durch automatisierte Entscheidungen benachteiligt fühlt, kann sich aber wehren und dafür sorgen, dass seine Beschwerde Gehör findet: zum Beispiel gemeinsam mit dem Projekt "Unding".