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Möglicherweise haben Sie sich auch schon mal gefragt, was mit Ihren Daten passiert, die Sie im Internet hinterlassen. Zum Beispiel mit Ihrer Adresse, die Sie beim letzten Online-Einkauf ins Adressfeld getippt haben. Oder mit den Daten, die Ihr Computer automatisch über Sie preisgibt und von denen Sie vielleicht nicht immer etwas mitbekommen.
Wofür brauchen Unternehmen diese Daten? Wofür setzen sie sie ein? Und vor allen Dingen: Wann nutzen Unternehmen meine Daten, ohne dass ich davon was mitbekomme?
Im Alltag haben wir oft nur wenig Zeit. Wir treffen an einem Tag viele Entscheidungen - in der analogen wie in der digitalen Welt. So klicken wir oft einfach „ok“, ohne uns wirklich Gedanken darüber zu machen. Wir geben viele Daten preis, weil wir denken: „So schlimm wird es schon nicht sein. Ich habe nichts zu verbergen. Und die Cookie-Einstellungen anzupassen, das ist mir jetzt echt zu kompliziert.“ Das ist in ungefähr so, als ob wir im Supermarkt sagen würden: „5 Euro für ein Päckchen Butter? OK, wenn es sein muss... Die günstige Butter liegt viel zu weit hinten und ich habe es jetzt eilig.“ Daten sind eine Währung, mit der wir bezahlen. Aber warum ist das so?
Daten sind viel Geld wert. Für werbetreibende Unternehmen und damit auch für Plattformen und Webseiten, auf denen Werbung geschaltet wird. Nehmen wir als Beispiel Facebook: Für viele ist das Netzwerk eine Plattform, um sich auf dem Laufenden zu halten und Kontakte zu pflegen. Aber Facebook ist mehr als nur ein soziales Netzwerk: Es ist vor allen Dingen eine Plattform für personalisierte Werbung. Es finanziert sich über die Werbung, die es seinen Usern anzeigt. Die Anzeigen werden von Unternehmen bezahlt. Und je mehr Daten Facebook über mich hat, desto passgenauer kann es mir Werbung anzeigen. Die Daten auswerten und die richtige Werbung schalten, das macht natürlich alles ein Algorithmus. „Nicht schlimm“, denken Sie vielleicht, „dann kriege ich halt passende Werbung angezeigt. Ist doch besser als Werbung, die mich gar nicht interessiert.“
Stimmt. Und stimmt nicht. Verschiedene Studien zeigen: Unternehmen, die mit ausgefeilten Konzepten Kundendaten verwerten, verdienen mehr. Heißt: Sie verkaufen mehr. Auch an Sie. Ihr Klick- und Nutzungsverhalten verrät ihnen viel über Sie. Es kann sogar sein, dass Unternehmen wissen, dass Sie schwanger sind, bevor Sie es wissen. Sie versorgen Sie mit entsprechenden Produktvorschlägen, bevor Sie einen blassen Schimmer haben, warum Sie jetzt gerade Werbung für Still-BHs angezeigt bekommen (so ähnlich wirklich passiert).
Also wie ist das jetzt mit der Datennutzung? Ist sie gut oder schlecht? Hilft sie vor allen Dingen den Unternehmen? Oder habe ich auch was davon? Und was machen die Unternehmen genau, wenn sie meine Daten erst einmal haben?
Um der Sache auf den Grund zu gehen, hat Kai bei Carla Hustedt nachgefragt. Sie leitete bis zum März 2021 das Projekt „Ethik der Algorithmen“ bei der Bertelsmann Stiftung und, seit April 2021 den Bereich „Digitalisierte Gesellschaft“ bei der Stiftung Mercator. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit im Projekt "Ethik der Algorithmen" lag auf der Wirkung von algorithmische Systeme auf unsere Gesellschaft. Das ganze Interview können Sie im Podcast anhören.
Mit Daten und Datenspuren, die wir hinterlassen, geben wir immer Informationen über unser Verhalten preis. Das kann für uns nützlich sein, wenn wir so auf ein neues Buch oder einen coolen Song aufmerksam werden, die unseren Interessen und Vorlieben entsprechen.
Aber wir sollten uns auch dagegen entscheiden können, permanent Details über uns preiszugeben. Wenn wir kein automatischer Datenspender sein wollen, sollte das nicht darin enden, dass wir von der Nutzung digitaler Anwendungen ausgeschlossen werden. So sehen wir das.
In der Praxis ist das schwierig, denn die Dominanz einiger weniger Konzerne führt dazu, dass uns oftmals wenig Auswahl bleibt. Wer mit seinen Freunden und seiner Familie in Verbindung bleiben möchte, für den führt mittlerweile kaum noch ein Weg an WhatsApp, Facebook und Co. vorbei. Datensparsame Messenger-Dienste haben es schwer, gegen WhatsApp anzukommen, weil schon so viele Menschen WhatsApp nutzen. Das führt dazu, dass wir Bedingungen akzeptieren, die wir so vielleicht eigentlich gar nicht wollen.
Dass Daten über uns gesammelt werden, lässt sich heutzutage kaum noch vermeiden. Aber was Unternehmen mit diesen Daten anstellen und welche Schlüsse wir als Gesellschaft aus großen Datenmengen erlauben möchten, das ist noch nicht in Stein gemeißelt. Wir als Verbraucherzentralen glauben, dass Unternehmen bislang zu viel Spielraum haben. Besonders, wenn es um Algorithmen geht, die mit sensiblen Daten gefüttert werden. Mehr dazu erfahren Sie im Artikel Sensible Daten – warum es schärfere Gesetze und Kontrollen braucht.